Fast wie gekauft, aber eben nur fast…

Am Montag kam das große Blühwürmchen freudestrahlend mit diesem Outfit aus der Schule: „Mama, keiner hat gemerkt, dass Pulli und Hose selbstgenäht sind. Sieht aus wie gekauft.“

Okay, kurz durchatmen, lächeln, Blühwürmchen über den Kopf streicheln, nicken und dann ein fast ungequältes „Aha“ herausbringen. Schließlich habe ich für das Longsleeve und die Treggins (beide Schnitte sind von Lillesol & Pelle) am Wochenende auf dem Lillestofffestival zwei Stunden lang genäht, vorher Stoffe ausgesucht (Jeansjersey und Glitzersweat von Lillestoff) und zugeschnitten.

„Mama, nähst du mir als nächstes noch so einen Wie-gekauft-Pulli?“ – „Öhm, mal schauen, wenn ich Zeit hab,…“

Aber warum eigentlich nicht? Ist doch total in Ordnung, dass das Kind nicht immer im Mittelpunkt des Klamotteninteresses ihrer KlassenkamaradInnen stehen möchte. Sowohl im negativen als auch im positiven Sinne. Ist doch total verständlich, dass das Kind mal in der Masse an Kaufpullis und Normbuxen mitschwimmen möchte.

So kommen wir zu der Frage, warum ich meinem Kind Klamotten nähe und was mir wichtig ist oder eben auch nicht:

– Mir ist es ganz egal, ob mein Kind aus der Kindermasse heraussticht oder nicht. Sie ist mein Kind, ich würde sie aus einer Milliarde anderer Kinder herausfinden und das liegt nicht an den selbstgenähten Klamotten, sondern weil sie so ist, wie sie ist.

– Mein Kind darf anziehen, was sie möchte, außer es ist nicht wetterangemessen. Wenn sie sich etwas Selbstgenähtes aus dem Schrank sucht, freue ich mich, wenn nicht, ist das auch in Ordnung.

– Mein Kind darf auch ihre „Superhelden“ auf der Kleidung tragen, aber ich nähe diese Shirts, Kleider, Hosen,… lieber selber, weil ich dann sicher sein kann, dass es von einem Erwachsenen genäht wurde und nicht von einem Kind. Bislang hat sie das noch nicht gestört, solange das passende Vieh vom Shirt gelächelt hat war alles gut.

– Ich versuche Bio-Stoffe zu kaufen und Stoffe mit hohem Baumwollanteil, weil mir Qualität sehr wichtig ist. Auch wenn das nicht immer klappt, aber Plastik auf der Haut ist nicht so meins. Trotzdem gibt es auch da mal Ausnahmen.

– Ich nähe, weil es mir riesigen Spaß macht, weil ich kreativ sein kann, weil die Nähmaschine mein Ausgleich vom stressigen Alltag ist und ich die ganze Kleiderindustrie nicht unterstützen möchte. Und nicht zuletzt nähe ich, weil meine Kids in gekaufte Kleidung nur so selten hineinpassen. Ich nähe nicht um mich zu profilieren oder meine Kinder als Modepuppen zu missbrauchen. Ich nähe nicht um Geld zu sparen (Das ist sowieso Quatsch!) oder weil ich gekaufte Kleidung nicht leiden kann.

– Meine Kinder machen alle Fotos freiwillig und mit großem Spaß. Wir machen Ausflüge, spielen und dabei entstehen die Bilder. Ich veröffentliche kein Bild, das meine Kinder in „peinlichen“ Situationen und Positionen zeigt oder welches sie selbst nicht leiden mögen. Ich zeige die Gesichter, weil sie zu meinen Kindern (und zu uns) dazugehören und weil ich sie nicht abschneiden möchte oder nur Bilder von hinten oder von der Seite fotografieren möchte. Das ist die Entscheidung von uns vier Familienmitgliedern gewesen, es so zu machen, aber ich kann durchaus verstehen, wenn das jemand nicht möchte und eine andere Entscheidung für sich trifft. Auf jeden Fall stehen die Blühwürmchen so sowieso schon mehr im Mittelpunkt als andere Kinder und da verstehe ich, wenn sie mal Mauerblümchen sein wollen.

Fazit: Warum also nicht? Warum nicht einen „Wie-gekauft-Pulli“ für das Blühwürmchen? Ich habe mich beim Schreiben dieser vielen Zeilen entschieden: Natürlich mache ich das!

Ist ja schließlich nur ein „Fast-wie-gekauft-Pulli“ von mir genäht, vom Kind geliebt, von den FreundInnen verkannt, aber von euch gesehen.

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